Thursday, December 6, 2007

Die Behörden sind die Bösen. Teil I. Arbeitserlaubnis.

Fast jedes Land behauptet von sich frei und demokratisch zu sein. Man sagt, der Staat würde sich in das Privatleben der Menschen nicht einmischen. (Nein, das ist jetzt kein Beitrag zum Thema Vorratsdatenspeicherung). Man sagt, wenn man alles richtig macht, hat man auch keine Probleme. Einfach nur ordentlich, gesetzestreu und geduldig sein, wenn man mit Papieren zu tun hat. Behörden wollen ja nur Ordnung in das Leben einbringen.

Was möchte ich denn von den staatlichen Behörden?
  • meinen Lebensunterhalt sichern dürfen
  • hiermit auch meinen Aufenthalt in Deutschland, damit ich die süße Reisefreiheit des Westens genießen kann
  • meine Familie oder die Familie des Vaters meines Kindes in der Weihnachtszeit besuchen dürfen
  • romantisch heiraten können, wenn wir Lust dazu haben
Scheint selbstverständlich zu sein. Wie ist die Realität?

Teil I. Arbeitserlaubnis

Um den Lebensunterhalt sichern zu dürfen, braucht man als weißrussische Bürgerin in Deutschland eine Arbeitserlaubnis. Möchte man als Journalist arbeiten und dabei nicht an einen bestimmten Ort gebunden sein, liegt der Gedanke an den freien Journalismus nahe. Der freie Journalismus heißt eine selbständige Tätigkeit. Den Antrag auf diese habe ich auch Mitte August gestellt.

Gesetzesgemäß soll der Antrag durch einige Instanzen durchgehen, um gebilligt zu werden. Das hat er gemacht und mit dem positiven Ergebnis, wie mir der Mitarbeiter der Ausländerbehörde Darmstadt Anfang September versichert hat. Es gab dabei leider ein Aber: Die Ausländerbehörde musste meinen Antrag zusätzlich an den Deutschen Journalistenverband schicken. Mir wurde versprochen, ich werde informiert sein, sobald die Antwort kommt.

Ich war geduldig und wartete bis Anfang Oktober. Dann schickte ich meine erste E-Mail. Keine Antwort. Ende November noch eine. Immernoch keine Antwort. Dann folgten mehrere Versuche Mitarbeiter telefonisch zu erreichen. Mit Versprechungen, dass die zuständige Sachbearbeiterin mich zurückruft, trotzdem kein Erfolg.

In derselben Zeit versuchte ich einen Termin bei der Ausländerbehörde Berlin zu vereinbaren, um evtl. von dieser mehr Auskunft zu bekommen. Termine dürfen da nur telefonisch oder per E-Mail gemacht werden, dafür sind spezielle E-Mail-Adressen eingerichtet. E-Mails kosten nichts, ich schrieb eine E-Mail. Keine Reaktion. Ich rief sie an, man würde mich im System nicht finden, war die Antwort (dabei bin ich in Berlin seit Oktober polizeilich gemeldet). Irgendwann bekam ich eine E-Mail von Darmstadt, dass keine Auskünfte da möglich sind, weil meine Daten nach Berlin geschickt wurden. Ich rief in Berlin noch einmal an. Mein Name sei immernoch nicht im System gewesen. Ich sollte bitte mit der Anmeldung persönlich vorbeikommen.

Ich komme persönlich vorbei und werde bereits am Empfang vom Computer problemlos erkannt. (Ich wundere mich, versuche es aber damit zu erklären, dass meine Daten von Darmstadt evtl. doch später kamen). Nun möchte ich endlich die Antwort des DJVs wissen und gehe nach oben zu den für mich Zuständigen. Da erfahre ich ganz zufällig, dass sie meine Email zwecks Terminvereinbarung von Anfang an bekommen haben(!!!), nur würden sie auf meine Daten aus dem Rhein-Sieg-Kreis warten, wo ich 2000-2001 im Hospiz gearbeitet habe und wollten mir vorher keinen Termin geben (warum prüft man diese Daten erst nach 5 Jahren meines Aufenthalts in Darmstadt, ist mir schleierhaft).

Ebenso zufällig erfahre ich, dass die Antwort vom DJV noch Mitte September(!!!) in der Ausländerbehörde Darmstadt angekommen war.

Ob nun endlich nichts mehr im Wege für meine freiberufliche Tätigkeit steht, darf ich nicht wissen. Da seien zu viele Seiten im Schreiben vom DJV und woher überhaupt solle der DJV Ahnung haben, ob ich hier arbeiten darf oder nicht... Man gibt mir dafür wieder das Infoblatt, was für den Antrag für die freiberufliche Tätigkeit erforderlich wäre. Dass ich das Ganze schon Anfang August abgegeben habe und die Instanzen längst darauf geantwortet haben, interessiert die Mitarbeiter wenig. Alle Einzelheiten kann ich gerne beim nächsten Termin besprechen und er wäre am 20. Dezember.

Gäbe es denn andere Möglichkeiten, weil der 20. sowieso zu spät ist und wir gerade in dieser Zeit in Weißrussland zu sein planten? Die gibt es nicht. Entweder komme ich zu dem Termin oder muss ich die daraus resultierenden möglichen Probleme in Kauf nehmen.

Somit ist nicht nur die Möglichkeit nach England zu fliegen gestrichen (weil ich dafür ein mindestens 3 Monate gültiges deutsches Visum brauche, welches von der Arbeitserlaubnis abhängig ist), sondern auch die geplante Reise nach Weißrussland in Frage gestellt.

Über die Arbeit der englischen Botschaft wird es übrigens im Teil II gehen.

Update:

Später wurde es mir doch langweilig Empörungstiraden in Teilen zu schreiben. Die Tatsachen, wenn das jemand doch interessiert, sehen so aus:

Die britische Botschaft hat für die Nicht-EU-Bürger einen katastrophal peinlichen Service. Die Anträge können über die Firma WorldBridge Services NUR per Internet angenommen werden. Bei Problemen mit dem Online-System verliert man leicht 100€ , telefonischer oder Online-Kundenservice ist nutzlos.

Kollegen im Berliner Ausländeramt sind immernoch grob und faul. Beim Termin am 20. Dez. durfte ich erfahren, dass mein Antrag auf die freiberufliche Tätigkeit noch ausgewertet werden soll (Hätte ich die Sachbearbeiterin diesbezüglich nicht gefragt, hätte sie auch nicht gewusst, dass ich einen überhaupt gestellt habe). Das Visum wurde bis zum 19. März verlängert. Bisher (einen Monat später) von der Behörde nichts mehr gehört.

Da mein deutsches Visum wieder weniger als 3 Monate gültig ist, kommt Toms Familie (alle 5!) zum Kennenlernen nun zu mir nach Berlin. Tja, danke dem System, dass wenigstens das noch geht. Meine Mama kann ich offiziell nicht einladen.

Saturday, December 1, 2007

Kalender-Bloggen

Winfried, Künstler, Ingenieur, 49J., gestorben 2001
unglaublich charmant mit seinen lächelnden himmelblauen Augen. groß, schlank, stark, auch als er sterbend im Bett lag. Das Sprachzentrum in seinem Gehirn war angegriffen, seine Bewegungen konnte er nicht mehr genau kontrollieren. Die Kommunikation war deswegen extremst erschwert, was ihn wütend machte.
AIDS-Kranke leiden häufig an Toxoplasmose, die sie kindlich und/oder verwirrt macht. Wenn man nicht mehr sprechen kann, ist es ein Kampf den anderen zu beweisen, dass man immernoch klar denkt.

Beate, 34, Bürokauffrau (wie sie sich immer nannte. ob das wahr war, wussten Schwestern nicht genau), gestorben 2002
Beate war süß, wild und ehrlich. Sie war kindlich, was Ärzte mit der Toxoplasmose erklärten. Ich dachte damals eher an die Folgen der starken Depression, wo man an sich und seiner Intelligenz zweifelt und dann lieber ganz verrückt spielt.
Mit Beate erlebten wir Wunder. Wir beteten zusammen vor dem Bluttest, dass AIDS-Virus verschwindet. Und er konnte tatsächlich nicht gefunden werden. Ärzte erklärten das damit, dass sich der Virus im Knochenmark verstecken konnte.
Gestorben ist Beate an einer Lebererkrankung. Zu viele Medikamente.

Ich liebte die beiden, ganz innerlich. Sie hassten die Unehrlichkeit in sich selbst und den anderen und wussten sich gegen sie zu wehren. Sie kannten ihren Wert und behielten ihre Würde.

Der Himmel über Berlin 2


Berliner Himmel ist kokett. Ab und zu schmeißt er sein graues Hidschab weg und spielt mit verführerischsten Dessous.

einestages in Russland (UdSSR)

In der russischen LJ-Community startet ein neues Projekt: einestages in den 60er bis 90er (Russland in Fotos und Videos). Eine interessante Idee, ich bin gespannt, ob die Technik mitmacht.

via dolboeb

Update:
ach ja, der SpOn hat diese Idee für Deutschland mit seiner Zeitgeschichte-Community einestages bereits ziemlich erfolgreich realisiert.
ich frage mich jetzt nur, wer auf die Idee eigentlich früher gekommen ist. Denn die Fernsehsendung "Einestages", die ins Netz nun übertragen wird, existierte in Russland schon seit Jahren.

Sunday, November 4, 2007

A real Russia

Some useful information about the REAL Russia. Check it out: Wow Russia!

via Natasha Mozgovaya

Update:

Ergänzend zu der russischen Landeskunde (allerdings nicht mehr lustig):
"Feierliche Begrüßung der Generation NEXT"
"Russischer Marsch"

Saturday, November 3, 2007

Der Himmel über Berlin

Endlich wieder ein lebendiger Himmel in Berlin: mit Struktur, Form und Farben (ja, es gibt in diesem Grau Farben!). In der letzten Zeit war er nur eintönig, unbeweglich klaustrophobisch mittelgrau. Ich befürchte, ich muss lernen ihn hier so zu akzeptieren.

again and again and again...

This "film" just belongs to THIS blog;)

Boah!

Habe eben gelesen, dass diese tolle russische Fotobloggerin aus Moskau (verlinkt bei uns unten im Blog: Kunstkamera, Photolog (in Russian)) 3 Jahre jünger als ich ist und mittlerweile Mutter von drei Kindern ist!!!

P.S.: Es ist echt schade, dass ihr kein Russisch könnt, weil das hier eine echt hervorragende Reportage über Berlin ist. Sollte ich vielleicht die Autorin fragen und das ins Deutsche übersetzen?..

Update:

Hab die Autorin gefragt, sie meint, sie würde sich freuen:) Ich möchte jetzt euch terminlich nichts versprechen, aber ihr dürft schon neugierig warten;)

Christophorus in der Nacht

Es ist fast 3 uhr nachts und ich bin wieder wach. Lerne ich schon jetzt den Schlafrhytmus für das nächste Jahr, damit es später nicht zu hart ist? Mit meinen komischen Schlafgewohnheiten wird unser Baby eine Nachteule sein.

Jep, wir haben noch ein Mitglied in unserem Reporter-Team. Zur Zeit noch undercover, aber am 29. April (zum Geburtstag meines Vaters) hat es vor sich zu offenbaren. Wer das genau ist, männlich oder weiblich, wie es aussieht und welchen Charakter es hat, wissen sogar wir nicht. Das Einzige, was wir von ihm halbmonatlich geliefert bekommen, sind mystisch vage schwarz-weiße Ultraschall-Live-Videos und ein paar Standbilder davon.

Wenn ich den Anfang dieses Blogs lese, kann ich kaum glauben, das war erst vor 3 Monaten. Es scheint, dass seitdem Jahre vergangen sind. Es war nur der Anfang, frisch, jung und voller Pläne, und nun sind wir plötzlich inmitten des Lebens, das uns diktiert reif und bodenständig zu sein.

Diktiert, das ist das Einzige was mich dabei stört. Klischees dieser Welt; trotz der Offenheit, wie wir uns in unserer Zeit zu erlauben glauben, halten wir uns immernoch fest an bestimmten Verhaltensmustern, die das Leben zu erleichtern scheinen. In Wirklichkeit bringt doch alles, was nicht neu, sondern erwartbar ist, nur den Tod. Man verliert das Gefühl am Leben zu sein, wenn man kein Christophorus Columbus für das eigene Leben ist. Erfahrungen der anderen Menschen sind gut zu wissen, vorausgesetzt es wurde über diese Erfahrungen wirklich offen und ausdifferenziert berichtet. Aber das sind immernoch nur Erfahrungen der "anderen" Menschen in "anderen" Lebenssituationen, und Gott sei dank sind wir ja einmalig.

Jetzt würde mir vielleicht jemand, wie der von mir sehr geehrte Herr Lorenz-Meyer, sagen, dass sich auch ein Serienmörder einmalig fühlt und im Ermorden sein Leben entdeckt. Ja, da hätten Sie recht, die schönen menschlichen Erfindungen wie Grundrechte sollten jedenfalls bestehen.

Aber ich bin jetzt ganz weit weg von unserer Reise und Reporter-Team. Ich glaube, ich muss schlafen.

Bis morgen, hoffentlich nicht in der Nacht!

BjörkDeclare Independence

Friday, October 5, 2007

Puzzler

What is 50% Tatar, 25% English, 12.5% Italian and 12.5% Serb? And what is it doing in Berlin?

Monday, August 27, 2007

News from Helsinki

After having braved Moscow and St Petersburg for the last 10 days, we are now in Helsinki, which, though only 2 hours away from the former Russian capital, feels like it's a continent away! We have a million or so photos to choose from, but first, an apology for the lack of correspondence from the Rus, owing to extortionate internet cafe prices and shortage of time! To whet your appetite for our forthcoming report, take a look at my flickr site (following the link on this page) to view some of our exploits in Moscow. And now, back to Finland, where, contrary to western European stereotypes, the people are the warmest on the planet! Our host in Couch Surfing gave us a royal welcome, with bilini (pancakes, popular in both Finland and Russia) and a tour of the city, where we experienced Helsinki's 'alternative' culture in 'Reclaim the streets', a biannual street party where dreadlocked hippies, flare jeaned hipsters and arty types like ourselves overrun a commercial street in the city centre, guzzling the cheapest Finnish beer (confirming at least one stereotype about Scandinavia, that alcohol here is very expensive) whilst dancing to Reggae beats! We're off now to see what else Helsinki has to offer, and tomorrow we'll hitchhike to Tampere (which can't possibly be more interesting than hitchhiking from Moscow to St Petersburg...but from on that later), catching a flight back to Germany on Wednesday, giving us a week to share with you the sights, sounds, smells (and everything else we promised you) in great detail!

Til the next time...your brave and fearless reporters!

Tuesday, August 14, 2007

the night before the flight to Moscow

Candle light, red wine in glasses, two historians involved in a conversation about American foreign policy.
We are at Christian's place in Cologne. Christian is a good friend of mine, provocative as a child, and a passionate cameraman with the biggest collection of cine cameras i've ever seen. Here you can find one from the Metropolis-era, one from the Starwars-70s, and photo cameras from the Soviet Union with good Zenit lenses, nothing digital, everything with a story behind it..

Thursday, August 9, 2007

Sibelius



Finland's greatest export? In any case... I'm working on growing a moustache just like his!

Itchy feet

How does one prepare for a voyage into the unknown? It's less than a week now until we fly off to our first port of call, Moscow, and there is much to be done! I write this in my family home in Leicester, an increasingly rare occasion when my parents, my brothers and I happen to be under the same roof at the same time! I've been in England exactly a week now, but it feels like a lot longer.

Having been in Germany for most of last year, coming back to England last week was a culture shock. Though the cultures are relatively similar, each time I return to England's shores, her idiosyncrasies become more and more apparent. London is increasingly referred to as Europe's biggest police state, and England as the country with most CCTV cameras per square kilometer, and it feels like Big Brother is watching us more intently than ever. On the London Underground we are nagged incessantly by warnings to report anything 'suspicious looking', and to keep an eye on our possessions. This, indeed, is the place where two years ago, Brazilian electrician Jean Charles de Menezes was gunned down by policemen in an Underground station in the aftermath of the July 7 bombings for being falsely suspected as a terrorist. No wonder people here look cheesed off, and unwilling to look each other in the eye, burying themselves instead in the latest Harry Potter book.

My first two days here were tied up trying to get my Russian visa. The London consulate is an impressive building on the edge of Kensington Gardens. At various travel agents here, I was informed, with typical English pessimism, that getting a Russian visa is notoriously difficult, and indeed it has been. The first day here I queued for half an hour outside the consulate without success, obliging me to extend my stay in London (a pleasant evening spent at my grandmother's house).

The next day I arrived at the consulate bright and early with my luggage, ready to get a train to my family in Leicester as soon as I sorted my visa out, only this time I was turned away for having luggage with me; no large bags are allowed in the consulate building! With little time before the embassy once again closed its doors for the day, I began to panic. A few years ago, in a safer world, I would have easily found a locker to store my bag at the nearest tube station, but in terror-obsessed, bomb fearing, twenty-first-century London, public lockers no longer exist! In such desperate circumstances, I was forced to break the rules slightly. With the aid of charm and a generous tip, a waitress at a Cafe opposite the consulate allowed me to store my bag in the broom cupboard. And at long last I handed in my papers and passport, and my visa should be ready for collection tomorrow!

The next few days were blissfully chilled out in comparison. My family and I spent last weekend in Sidmouth, in our holiday home on the south coast in Devon. Sidmouth used to host one of the the world's most celebrated folk festivals, but this year's was a squib in comparison. Still, there are much less enjoyable ways to spend a weekend than to slouch in an English beer garden, sipping fine ale whilst chortling at burley, bonnet wearing West-Country folk as they dance away to bag pipes and harmonicas!


And now, back in Leicester, my thoughts turn at every second to our impending European adventure. In preparation for next week, I'm immersing myself in all things Russian and Finnish, trying to learn some basic Russian, reading Gogol's 'Dead Souls' and listening to Rachmaninoff and Prokofiev. Sibelius, Finland's greatest composer, has been in CD player non-stop for the last two days. His late symphonies are works of organic, natural beauty, in his words 'a glass of fresh spring water' in comparison to the overblown works of his contemporaries, Strauss and Mahler. In a few weeks we may well be traversing the magnificent Nordic landscape that inspired these works of beauty. But before Finland comes Russia, and yesterday Semfira managed to secure us our accommodation in Moscow and St Petersburg via Couch Surfing! The wheels are in the motion; tomorrow I'm back in London to pick up my visa, back in Darmstadt on Monday, and we sett off from Cologne airport on Wednesday morning. And there is much yet to be done....!